Interview mit Clemens Lanschützer, im Trend Premium, Printausgabe vom 11.10.2024
Trend: Wie beurteilen sie die Lage bei Immobilientransaktionen in Österreich?
Lanschützer: Insgesamt ist der Markt für Immobilientransaktionen in Österreich aufgrund der kurzfristig geänderten Zinslandschaft und den aktuell schwachen konjunkturellen Rahmenbedingungen nach wie vor herausfordernd. Klassische An- und Verkaufstransaktionen bleiben sicher hinter den Vorjahren zurück. Da in den letzten Monaten zahlreiche Immobilienunternehmen, v.a. Projektentwickler, aufgrund der stark gestiegenen Zinsen in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind, ist unsere Beratung im Bereich Restrukturierung von Immobilienunternehmen dafür kräftig gestiegen. Ebenso sind einzelne Asset Klassen wie Hotels und Logistikimmobilien sowie Spezialimmobilien wie Data Center auch unter diesen anspruchsvollen Rahmenbedingungen stark nachgefragt und wir betreuen derzeit mehrere Transaktionen in diesem Bereich.
Trend: Von welcher Käuferseite gibt es Interesse?
Lanschützer: Bei klassischen An- und Verkaufstransaktionen sehen wir derzeit v.a. eigenkapitalstarke österreichische Investoren (zB Family Offices) sowie nationale und internationale Pensions- und Versicherungsfonds, die Immobilien in guten Lagen und gut vermietete Objekte zur Erzielung nachhaltiger Renditen suchen. Im Umfeld von großvolumigen Restrukturierungen sehen wir unter anderem Private Equity und Special Situation Funds, die an günstigen Erwerbsmöglichkeiten interessiert sind. Infrastrukturfonds setzen derzeit vermehrt auf Data Center. Im Hotelbereich sehen wir mehrere Hotelbetreiber, die auf Expansionskurs sind.
Trend: An welchen Objekten?
Lanschützer: Bei klassischen An- und Verkaufstransaktionen sehen wir steigendes Interesse an Büroimmobilien in guten Lagen, Logistikimmobilien und auch der Wohnbereich erholt sich langsam. Daneben sehen wir starkes Interesse an Hotels und Spezialimmobilen wie Data Center. Im Rahmen von großvolumigen Restrukturierungen sind Immobilien in guten Lagen und auch günstige Erwerbsmöglichkeiten für Entwicklungsprojekte gefragt.
Trend: Wie werden Transaktionen derzeit hauptsächlich finanziert?
Lanschützer: Wir sehen derzeit v.a. eigenkapitalstarke Fonds und Investoren wie Family Offices. Fremdkapitalfinanzierungen werden wegen der aktuellen Zinslandschaft und den angekündigten weiteren Zinssenkungen derzeit eher zurückhaltend eingesetzt.
Trend: Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung in Österreich ein?
Lanschützer: Die nächsten Monate werden weiterhin von großen Restrukturierungen und Konsolidierungen im Immobilienbereich geprägt sein. Bestimmte Asset Klassen wie Büroimmobilien in guten Lagen, Logistikimmobilien und Hotels werden auch in den nächsten Monaten stark nachgefragt werden. Klassische An- und Verkaufstransaktionen werden dagegen wohl erst Anfang bis Mitte 2025 nach weiteren Zinssenkungen stärker zunehmen.
Beispiele von Immobilientransaktionen, die betreut wurden:
+ Beratung des Käuferkonsortiums bestehend aus Baustoff + Metall GmbH, RPR Privatstiftung und Mag. Stefan Schönauer beim Erwerb und der Refinanzierung des Althan Quartiers.
+ Beratung von nexspace beim Erwerb eines Rechenzentrums in Graz.
+ Beratung von ECOwind bei der Veräußerung des Windparks Steinberger Alpe und der Windkraftanlage Soboth im Rahmen eines internationalen Bieterverfahrens an Kelag.
+ Beratung eines internationalen Hotelbetreibers beim Erwerb eines Hotelportfolios in Wien.